Abenteuer: „Karpfenangeln in Griechenland“

Weihnachten und Silvester auf der Halbinsel Peloponnes

Nach dem Besuch am See, über den ich am Ende des letzten Blogs schrieb, legte ich die Karpfenruten für die nächste Zeit vorerst beiseite. Zumindest für’s Karpfenangeln, denn zum Meeresangeln kamen sie das ein oder andere Mal zum Einsatz. Als ich am zuletzt besuchten See oberhalb Athens wieder nicht zum ersehnten Karpfen kam, widmete ich mich die darauffolgende Zeit dem Angeln im Salzwasser. Tatsächlich konnte ich den ein oder anderen, mir bis dahin unbekannten Fisch an Land ziehen. Bei der Größe der Fische gab’s allerdings noch Luft nach oben und der erhoffte Fisch für die Pfanne blieb bis auf weiteres aus. Unsere Reiseroute verlief über Athen immer weiter südlich auf die Halbinsel Peloponnes. Dort verbrachten Alice und ich die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel in netter Gesellschaft mit anderen Reisenden. Wir besuchten hübsche Städte, standen an einsamen Plätzen direkt am Meer und genossen das schöne Wetter was uns permanent begleitete.

ruhige Plätze inmitten der Natur, wir lieben es!

Neuer Versuch am neuen See…

Mitte Januar beschloss Alice ihren noch offenstehenden Heimatbesuch bei der Family in Deutschland anzutreten. Als das Flugdatum feststand machten wir also kehrt und fuhren etwa zwei Stunden zurück Richtung Athens Flughafen. Für mich hieß das eine Woche allein im Camper. Was lag da also näher als die Zeit effektiv zum Angeln zu nutzen?! Ich wollte mein Glück noch einmal im Süßwasser auf Karpfen versuchen. Der See, den ich noch auf dem Radar hatte, lag in erreichbarer Nähe von Athen also: los geht’s!

Nachdem ich Alice in aller Frühe am Flughafen abgeliefert hatte, füllte ich meine Lebensmittelvorräte für die anstehende Woche auf und machte mich auf den Weg zum See. Ungefähr in der Mitte des über 1000 ha großen Gewässers führte ein Weg direkt ans Ufer, von dem ich mir als erstes einen Überblick mit dem Fernglas verschaffen wollte. Das Wetter war ideal für die Location: Sonne und eine glatte Wasseroberfläche ließen mich auch in weiter Ferne springende Fische erspähen. Nach anfänglicher Unentschlossenheit entschied ich mich für den Anfangsbereich des Sees, der von vielen im Wasser stehenden Bäumen und Bambusstäben gezeichnet war. Für mich sind solche Hindernisse immer gute Fischindikatoren. Genau wie ich vermutete, verrieten mir kurz nach meiner Ankunft einige springende Fische ihre Anwesenheit. Genau darauf habe ich gehofft!!

Die ersten Fische zeigten sich kurz nach meiner Ankunft
der Großteil der Hindernisse waren brüchige Bambusstängel

Endlich Karpfen!!

Schnell baute ich das Faltboot auf und verschaffte mir einen Überblick über die Struktur und vor allem über das Totholz unter der Wasseroberfläche. Glücklicherweise waren die meisten Stängel, die aus dem Wasser ragten, brüchige Bambusstäbe, welche im Drill keine Probleme darstellen sollten. Ich platzierte meine Montagen vor und hinter dem Bambusdschungel unter Wasser. Die erste Nacht blieb ruhig; anders als ich es nach der Fischaktivität am Vortag erwartet hätte. Auch tagsüber gab es keine Aktion. Verzweifelt bestückte ich meine Spinnrute mit einem leichten Blei und einem kleinen, neonfarbenen Poppi und schmiss sie direkt ans eigene Ufer, um alle Optionen auszuschöpfen. Genau die Rute war es dann, die am zweiten Morgen den ersehnten Dauerton hervorbrachte. Nach dem kraftvollen Drill am leichten Spinnangelgerät kescherte ich meinen ersten griechischen Schuppenkarpfen, ich war super happy. Direkt nach dem Zurücksetzen meldete sich meine Distanzrute durch das langsame Klicken der Rollenbremse. Die Monoschnur hatte zu viel Dehnung, um auf knapp 200 Meter eine „saubere“ Bissanzeige rüberzubringen. Ich setzte mich also ins Boot und ruderte zum Spot. Tatsächlich hing am anderen Ende Karpfen Nummer zwei. Manchmal kann’s so einfach sein!!

der Anfang ist gemacht! der erste „Grieche“

Über meinen Erwartungen

Die aufgehende Sonne vertrieb den morgendlichen Nebel und ich setzte mich zufrieden mit einem Kaffee in das wärmende Licht. Dabei nahm ich gerade ein neues Video für Youtube auf, als plötzlich Mara zur Rute rannte, noch bevor ich überhaupt was checkte. Ich schreckte auf, schnappte mir das Stativ und rannte zur gekrümmten Rute. Den Biss inklusive Drill hatte ich auf Video und am Ende landete ich einen Schuppi, der meine Erwartungen für diesen See sprengte. Besser konnte es nicht laufen!! Den sonnigen restlichen Tag nutze ich, um meine dreckigen Klamotten zu waschen. Außerdem fing ich noch einen kleinen Schuppi, den ich direkt vom Boot wieder zurücksetzte. Anders als erwartet blieb die darauffolgende Nacht ruhig und auch der nächste Tag und die folgende Nacht passierte nichts mehr. „Merkwürdig, dass musste mit dem Wetterumschwung zu tun haben, dachte ich“: Die Fische bissen alle bei windstillem, sonnigem Wetter auch von springenden Fischen war seit dem aufgekommenen Wind keine Spur mehr.

Fisch Nummer drei übertraf meine Erwartungen

Spotwechsel

Weiter auf neue Aktionen zu warten war keine Option also packte ich meine Sachen ins Auto und machte mich auf Locationrunde um den See. Der Wind bließ mit teilweise über 40 km/h über den See auf das andere Ufer. Auf einer so großen Wasserfläche konnten sich so schon hohe Wellen aufbauen, die das Rudern mit dem Faltboot nicht nur sehr schwierig, sondern auch gefährlich machten. Trotzdem entschied ich mich für das windzugewandte Seeufer, auch wenn ich die Ruten vermutlich nur werfen konnte. Ich wollte mich davon überzeugen, ob die Karpfen dem Wind folgen würden. Der Wind war durch die 19 Grad warme Außentemperatur fast wie ein Fön. Relativ schnell hatte ich einen neuen Platz gefunden, der deutlich ungemütlicher war als der letzte. Dennoch wollte ich nichts unversucht lassen.

Trotz der Wellen baute ich mein Boot auf, um einen Ruderversuch zu starten und mir zumindest am Rand einen Überblick über die Tiefe und die Uferkante zu machen. Die starken Wellen machten mich manövrierunfähig und ließen mich schnell wieder umdrehen. Zu riskant ohne Rettungsweste allein auf so einem großen See, dessen Wassertemperatur nur knapp über zehn Grad lag. Zumindest wusste ich danach, dass das Ufer steil auf drei bis vier Meter abfiel. Den Rest ertaste ich mit einem Grundblei an meiner Karpfenrute. Vom Ufer verteilte ich mit der Futterkelle großflächig Boilies auf etwa fünfzig Meter Entfernung in einem Streifen auf den ich anschließend meine drei Ruten warf. Alles ziemlich grob, aber ich wusste, wenn der Wind die Fische aktiv werden ließ (so wie ich es aus anderen großen Seen kannte), spielte Genauigkeit keine Rolle mehr.

deutlich ungemütlicher als der letzte Platz, durch den starken, auflandigen Wind

Die Fische folgen dem Wind!!

Am nächsten Morgen riss mich der Dauerton meiner Funkbox aus meiner morgendlichen Meditation. Ich stolperte über das steinige Ufer zu den Ruten und nahm Kontakt auf. Irgendetwas hing in der Schnur und Peng, war auch schon die 50iger Mono durch. Fuck!! Ich ärgerte mich über den Fischverlust doch ins Boot zu steigen war bei dem starken Wind keine Option gewesen. Direkt holte ich meine zwei anderen Ruten ein, wobei schon beim Einholen eine weitere Schnur durch die Muscheln gekappt wurde. An der anderen Rute hing eine Minibarbe, dessen Biss gar nicht durchkam. Ich bespulte alle meine Ruten zusätzlich mit einer 60iger Schlagschnur. Dickeres Material hatte ich nicht mit dabei. Zusätzlich monierte ich Leadcore auf die ersten Meter und wechselte das Inlineblei gegen meine bewährte Steinmontage. Da der Wind am Vormittag etwas nachließ, wollte ich versuchen die Ruten mit dem Boot auszubringen- was auch klappte. Irgendwann um die Mittagzeit bekam ich den nächsten Biss. Den Fisch konnte ich im Sturm vom Ufer aus drillen- diesmal lief alles glatt!

der nächste Biss – diesmal lief alles glatt!!

Es war also klar: Auch die griechischen Karpfen folgten dem Wind- alles andere hätte mich auch gewundert. Der Wind sollte die nächsten Tage unverändert weiter blasen. Kurze „Windpausen“ nutzte ich, um die Ruten neu zu legen und anzufüttern. Alle drei meiner Ruten liefen in regelmäßigen Abständen ab und brachten weitere Schuppenkarpfen und Barben hervor. Ich genoss die Ruhe und das erfolgreiche Angeln an diesem unbekannten Gewässer irgendwo im nirgendwo- umgeben von wunderschöner Natur. Das war genau meine Angelei: Keine ausgetretenen Pfade, neue Wege zu gehen und zu erkunden, ohne die leiseste Ahnung über den Fischbestand zu haben. Das ist Abenteuer Karpfenangeln!!

Bis zur Ankunft von Alice in drei Tagen fing ich kontinuierlich meine Fische. Der Großteil der Fische waren wilde, kleine Schuppenkarpfen. Doch die Größe zählte für mich nicht, ich war einfach zufrieden.

Wenn ihr den Trip und viele weitere Abenteuer von Alice und mir auch als Video verfolgen wollt, abonniert meinen Kanal @Vantasticoutdoorlife auf Youtube.

Abenteur Karpfenangeln ist für mich der Weg ins Unbekannte

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