„zweite Heimat“
Vom Wetter und allen anderen negativen Vorkommnissen der letzten Zeit in die Knie gezwungen, befand ich auf Kurs in Richtung Mittelmeer. In der Hoffnung dort auf schöneres Wetter zu treffen um wieder neue Motivation für den weiteren Verlauf meiner Tour zu schöpfen.
Wie schon etliche Male vorher landete ich am Ende des Tages über Umwege am „Teufelssee“. Es zog mich immer wieder in die Gegend der roten Berge. Um mich dort wohl zu fühlen musste ich nicht mal angeln. Es ist das Ambiente, die Stimmung, Landschaft und die Menschen mit ihren unterschiedlichsten Beweggründen sich dort aufzuhalten, die diesen Ort für mich zu einem ganz besonderen machen.

erst mal ankommen
Getrennt von einander, jedoch mehr oder weniger miteinander abgesprochen, trafen Clemens und ich fast zeitgleich am See ein. Ich wollte mich erstmal ohne zu angeln am See aufhalten. In Ruhe die Lage checken, erst mal ankommen und vor allem das Problem mit meiner eingeschlagenen Scheibe beheben.
Durch die Hilfe meines französischen Freundes Sebastien konnte ich eine Scheibe in der nächst größeren VW Werkstatt in der Nähe ordern. Zwei Tage galt es zu überbrücken, die ich mir mit Sport und dem Besuch einiger gerade am See befindlicher Angler Vertrieb. Außerdem vebrachte ich eine Nacht an einem kleinen Fluss der sich noch näher an der VW Werkstatt befand.
Dort fing ich „instant“ zwei kleine Schuppis in der Nacht, die ich direkt wieder ohne ein Foto zurück setzte.
Nach drei Tagen die ich mehr oder weniger passiv mit der Angellei verbrachte hatte ich wieder genug Motivation getankt mich am roten See für mehrere Tage niederzulassen und mich ernsthafter dem FIschfang zu widmen.

neue Motivation
Clemens und ich beschlossen uns mal wieder zusammen zusetzen um vermutlich unserer vorerst letzte Session in Gemeinschaft zu verbringen. Unsere Wahl fiel auf eine im Wind gelegene Stelle die wir sogar mit dem Auto erreichen konnten. Die Zelte waren durch die Bäume vom Wetter geschützt und somit in Sicherheit. Vorallem den Wind hatte ich am See immer genauestens im Blick um kein blaues Wunder zu erleben. Die Bedingungen waren alles andere als angenehm: Tagestemperaturen von maximal 10 Grad und dementsprechend kalter- auflandiger Wind machten uns fast Handlungsunfähig und ließen uns einfach ausharren. Immer mit der Hoffnung, dass die Montagen´noch an ihren Plätzen lägen, warteten wir auf einen Biss. Vier Nächte dauerte es, bis ich die Hoffnung in diesen Platz verlor und die Sachen packte um es für ein oder zwei Nächte in einem deutlich flacheren Seeteil zu versuchen.

Wie immer war die letzte Handlung beim Zusammenpacken, dass einholen der Ruten. Drei von Vier Ruten leierte ich dabei ins Kraut und zwangen mich dazu ins Boot zu springen um die Montagen einzuholen…Wie ich das hasse… fluchte Ich und kämpfte mich durch die Wellen. Als an der letzten Rute der Hänger im Kraut zu einem schlagen wurde, nahm die Einholaktion doch noch ein gutes Ende und ich kescherte nach kurzem Drill einen Spiegler. Mit einem plötzlich positiven Gefühl verließ ich die Stelle und wechselte die Seeseite.

Der erste Frost
Es dauerte nicht lange und ich befand mich erneut mit meinem Boot auf dem See, diesmal jedoch in einem deutlich weniger windigen Seeteil. Zu meiner Verwunderung stellte ich bei der Spotsuche eine niedrigere Wassertemperatur als im vorherigen Seeteil fest. Auch die Stellenwahl erwies sich als sehr kompliziert und ich fand kaum eine krautfreie Stelle. Ich legte aufgrund der vorgefundenen Gegebenheiten demotiviert drei Ruten mit der Gewissheit am nächsten Tag erneut die Stelle zu wechseln. Die Nacht wurde kalt, der erste Frost zierte am Morgen das herbstlich gold gefärbte Ufer. Alles glitzerte, ein magischer Moment- auch ohne Fisch.

Die Flut
Am Vormittag kam auch Clemens mit gepacktem Auto an meine Stelle, an der auch ich gerade mal wieder mit dem zusammenpacken beschäftigt war. Er war noch eine Nacht länger am letzten Spot geblieben. Wir berieten uns kurz und entschlossen uns noch einmal gemeinsam einen Bereich zu versuchen, den wir nur mit den Booten erreichen konnten. Wir parkten die Autos auf einem belebten Parkplatz und stießen in See. Um effektiver zu fischen, teilten wir uns auf und angelten in einem Abstand von circa 200 Meter von einander in unterschiedlichen Tiefen. Ich entschied mich erneut für einen flachen, krautigen Seeteil, Clemens fischte tiefer und legte die Ruten bis auf circa 10 Meter. Die Stellen wählten wir erneut geschützt unter Obacht auf die vorhergesagte Tiefdruckfront die ordentlich Wind, Regen aber auch mildere Temperaturen bringen sollte.
Ich schuf mir einen „Ablaufgraben“ der mein Zelt vor Überflutung zu schützen. Die angegebenen Niederschlagsmengen der kommenden Tage ließen schlimmstes erahnen daher wollte ich mich bestmöglich vorbereiten. Man lernt schließlich aus vergangenen Trips, so meine Gedanken als ich die Rinne um mein Zelt schachtete.

Heil froh die Stelle durch die Berge windgeschützt gewählt zu haben, lag ich in der zweiten Nacht wach auf meiner Liege. Immer wieder schüttelten Windböen mein Zelt durch, die schon von weitem hörbar den Berg runterpfiffen, an dessen Fuße wir unseres Camps errichtet hatten. Der Regen prasselte dabei mit jeder Böe Sin-flutartig auf das Material ein. Trotzdem fühlte ich mich sicher, im Gegensatz zur kleinen Mara die wie ich in dieser Nacht kaum Schlaf fand.
Schlechtes Wetter – Fangwetter
Es war so etwa gegen vier am Morgen als sich plötzlich einer meiner Bissanzeiger von der Melodie der „windpiepser“ abhob und zu einem Dauerton wurde. „Auch das noch“ – dachte ich und zog mir meine Regenjacke über die mich zumindest etwas vor diesem Teufelswetter schützen sollte. Ich pumpte den Fisch irgendwie an Land und kescherte einen kleine Spiegler. Etwas genervt von der Größe des Fisches, der mich bei dieser Weltuntergangsstimmung aus dem Zelt klingelte, beförderte ich ihn direkt wieder zurück um mich schnell wieder ins geschützte, trockene Zelt zu flüchten.

Um 8 weckte mich der nächste Dauerton- ich muss nach der letzten Aktion doch nochmal eingeschlafen sein. Ich rannte zur Rute und verlor kurze Zeit später einen weiteren kleinen Spiegler der ins Schilf flüchtete und kurz vorm Kescher das weite suchte.
Das Wasser war in der Nacht knapp einen halben Meter angestiegen. Überall bildeten sich kleine Wasserfälle in den Bergen die in Rinnsälen am Bergfuß als kleiner Bach im See mündeten und ihn rot verfärbten. Fangwetter!!

es „bockt“ wieder richtig
Ich bekam im Laufe des Tage drei weitere Läufe, von denen aber nur ein Fisch die 10kg Marke überschritt. Zumindest hatte ich endlich mal wieder einige Aktionen. Das Wetter beruhigte sich im Laufe des Tages und seit langem hatte ich mal wieder richtig Spaß am Angeln. Ich war voll motiviert, band neue Rigs und legte die Ruten nach dem Sturm akribisch genau auf die Spots. Leider hielt die Bissfrequenz nicht lange an und schon am nächsten Tag, an dem das Wetter wieder deutlich besser wurde und der Luftdruck anstieg konnten Clemens und Ich jeder nur noch einen Fisch fangen.- Die besten Fische unserer Session am Teufelssee.

Zeit Abschied zu nehmen
Das Wetter wandelte sich zum schönsten Herbstwetter. Im T- Shirt auf einer Decke liegend sog ich die so gut tuenden, wärmenden Sonnestrahlen auf. Der Wind war gewichen, das Wasser wieder aufgeklart und deutlich gefallen. Nicht die besten Vorraussetzungen um am See ordentlich Aktionen zu bekommen.
Also entschieden wir nach der vierten Nacht und zweieinhalb Wochen die wir insgesamt am See verbrachten, einzupacken. Ab hier sollten wir wieder getrennte Wege gehen. Clemens trat nach sieben Wochen „Freiheit“ und leben in der Natur vorerst den Heimweg nach Deutschland an. Ich wollte mich auf neue Wege tiefer in Richtung Süden begeben. Diesmal weniger mit dem Ziel anglerisch aktiv zu werden, sondern eher neue Landschaften zu erkunden, dem guten Wetter entgegen zu fahren und tiefer in neue Länder und Kulturen einzutauchen. Mal sehen wie lange ich es ohne Angeln aushalte…

An einem See Richtung spanischer Grenze besuchte ich noch Lukas und Christina, die Clemens und Ich vor einigen Wochen während einer Session kennenlernten. Wir standen seitdem in Kontakt, also machte ich einen kurzen Abstecher um gemeinsam zwei entspannte Tage zu verleben.

Neue Wege
Von dort aus navigiierte ich auf direktem Wege nach Barcelona, stellte jedoch schon vorher im Verkehrschaos fest, dass es mir dort zu Hektisch war. Also beließ ich es, auf Empfehlung von Lukas und Christina, bei einem kurzen Abstecher auf eine alte Bunkeranlage am Stadtrand mit Panoramablick auf Barcelona.

Zwei Stunden später, etwa 50 Kilometer vor Valencia erreichte ich 19 Uhr einen Parkplatz direkt am Meer. Müde von der Fahrt stieg ich aus dem Auto und nahm einen tiefen Atemzug der milden Abendluft. Bei angenehmen 17 Grad schrieb ich mit offener Schiebetür und dem Wellenrauschen im Ohr diese Zeilen und machte mir dabei immer wieder bewusst, was für schöne Momente das Leben so alles bietet…


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