Location im Dschungel
Noch einen schnellen Kaffee am Rande dieser Straße an der ich die letzte Nacht direkt am See aus dem Auto angeln konnte und dann sollte es weitergehen an ein Gewässer welches ganz oben auf meiner diesjährigen „Frühjahrliste“ stand. Noch einen Einkauf im nahegelegenen Aldi um mich mit Lebensmitteln für die nächsten Tage einzudecken. Schließlich war an diesem See das aktive angeln weit entfernt vom Bulli mit häufigen „Move’s“ mein Plan- die Fische suchen und direkt beangelt, ob das so einfach umsetzbar ist!? Mal sehen… Ohnehin gab es am See keine „Autostelle“ und ich wollte mal wieder tief in die Natur eintauchen- eins werden mit ihr.

Um die Mittagszeit erreichte ich mein Ziel und nahm mir ordentlich Zeit für die Location. Die Sonne an diesem Tag spielte mir dabei voll in die Karten und ich machte mich mit meinem Mini Rad, Fernglas und Polbrille auf eine kleine Erkundungstour. Ich kletterte auf Bäume um irgendwo in diesem Dschungel aus überschwemmten Bäumen, Büschen und Sträuchern Fische aufzuspüren. Leider ergebnislos- die Fische konnten einfach überall sein und ich wurde stetig unsicherer was meine Stellenwahl betraf.
Meine Angelei richte ich sofern irgendwie möglich gerne gezielt nach der „Fische suchen Taktik“ aus. Ich versuche also immer zu den Fischen zu gehen und möchte nicht warten bis die Fische irgendwann den Weg zu meinem Futter finden. Das hat den großen Vorteil meist sehr schnell Aktionen zu bekommen, Außerdem verbrauche ich so keine utopischen Futtermengen, da ich den Fischen nur meine Köder vor die „Nase“ setzen brauche. Das sagt sich natürlich alles sehr einfach und die Praxis sieht oft etwas anders aus. Wie auch in meinem Fall an diesem Gewässer in dem ich trotz stark betriebener Location innerhalb von 13 Tagen bis auf einen circa 2kg leichten Schuppi keine weiteren Karpfen vor die Polbrille bekam.

Auf einer Insel gestrandet
Als ich also den halben Tag wie ein Affe über Bäume turnte und außer einigen Weißfischen keinerlei Karpfen fand musste ich mich auf einen Bereich festlegen. Hierbei wählte ich natürlich eine Stelle aus die mir maximale Möglichkeiten bot die Ruten in einem großen Bereich zu verteilen. Ich strandete auf einer verlassenen Insel und fühlte mich direkt Sauwohl. Hier hatte ich meine Ruhe und konnte den See weitläufig überblicken und gegebenenfalls mein Handeln entsprechend ausrichten. Das Panorama von meiner Stelle war zudem eines der schönsten welches ich bisher von meiner Liege aus hatte und man konnte sich kaum daran satt sehen. Wer kann schon behaupten von seinem Bett die schneebedeckten Pyrenäengipfel zu sehen?!

Alle Ruten legte ich flach in die überspülten krautigen Bereiche, ich vermutete die Fische aktuell in dem vor Nahrung strotzenden Unterwasserdschungel und es entspricht zu 100% meiner Angelei. Auf Sicht vor einen im Wasser stehenden Busch ablegen an dem es ringsherum krautfreie Löcher gibt, das muss doch funktionieren…
Noch am Abend überraschte mich ein kurzes aber starkes Gewitter welches einen Wetterwechsel einläutete der mich meine gewählte Flach- Angelstrategie direkt in Frage stellen ließ. Der Regen der die ganze Nacht und den folgenden Tag anhielt zwang mich dazu meinen Brolly den ich so nah wie möglich am Wasser vor den Ruten platzierte, weiter oben auf die Insel zu versetzen. Der Boden weichte so stark auf das ich mit meinen abgenutzten Crocs nur noch durch die Gegend schlitterte und den Schlamm überall kleben hatte. Diese Situation kam mir aus früheren Sessions in diesem Jahr nur allzu bekannt vor.

Null Aktion
Ich saß auf „meiner Insel“ und konnte nur auf besseres Wetter hoffen. Der Schlechtwetterfront ausgeliefert und vom Wind handlungsunfähig gemacht musste ich die Sache wohl aussitzen… Ich ließ die Ruten einfach liegen und vertraue darauf das alle noch „scharf“ da unten lagen. Dieses Vertrauen habe ich durch einige erfolgreiche Session’s in der letzten Zeit bekommen und ist in solchen Situationen sehr wichtig. Eine große Rolle spielt hierbei ein solider Hakenköder der auch Weißfisch und Krebsattacken bis zu einer gewissen Dauer standhält.
3 Tage hielt das miese Wetter an,- „Fischfangwetter“ dachte ich mir immer wieder und ließ mich etwas wunderlich auf meine Ruten schauen die da einfach nur vom Wind gekrümmt auf ihren Banksticks lagen. Eine Brasse sowie ein halbstarker Wels vergriffen sich in dieser Zeit auf meinen eher selektiv vermuteten 25er Schneemann. Vom Zielfisch fehlte jedoch jede Spur.

Ein unbekannter Ton
Nach 3 Tagen Sauwetter flaute der Wind stetig ab und immer öfter schaute die Sonne zwischen den Wolken hervor. Ich wollte der Stelle noch eine weitere Nacht geben und damit auch dem besser werdenden Wetter ein wenig Zeit zum „wirken“. Die Fischaktionen am Abend wurden auffallend mehr und ich war zuversichtlich für die kommende Nacht. Am nächsten Tag wollte ich dann die liebgewonnene Insel verlassen denn ich erwartete Besuch von Christoph den ich im letzten Jahr bei einer meiner letzten Sessions am Salagou kennenlernte. (Der Teufelssee kann auch anders – 2) Mit ihm wollte ich die Karten neu mischen und den See in kurzen Zeitfenstern wie anfangs geplant- aktiv beangeln.

Nichts erwartend wurde Ich um 5 in der Früh von einem fast schon vergessen geratenem Ton aus dem Schlaf gerissen. Ich war völlig überrumpelt, taumelte der ablaufenden Rute entgegen und schwang mich ins Boot um dem Fisch zu folgen. Ich hoffte das er an den Büschen vorbei schwamm. Der Fisch hatte ordentlich Power und hielt die ganze Zeit die Schnur auf Spannung, einkurbeln war garnicht nötig. Auf Stufe 5 ging es hinterher bis ich irgendwann die Schlagschnur erreichte. Kein Wels…Gott Sei Dank. Das merkte ich direkt als der Fisch ohne jegliches schlagen konstant am Boden zog. Circa 15 Minuten später nach einem kraftvollen Drill kescherte ich den Kämpfer und war erleichtert und zufrieden nach 3 Nächten Blank einen langen, guten Spiegler gefangen zu haben der mal wieder auf einer Rute biss die seit vielen Stunden unberührt auf dem Spot lag.

Gefühlschaos
Bei einem Kaffee und strahlendem Sonnenschein packte ich so langsam meine sieben Sachen um schonmal nach einer neuen Stelle zu suchen und später Christoph auf dem Wasser in Empfang zu nehmen. Noch während des Kaffees meldete sich erneut eine Rute die Ich auf größerer Distanz gefährlich nah vor einem Busch abgelegt hatte. Unter hohen Druck hielt ich den Fisch davon ab ins Geäst zu schwimmen. Ich hatte Kontakt und spürte das er meinem Zug folgte bis ich nach kurzer Zeit merkte das er sich irgendwo festgeschwommen hat. Unter permanenter Spannung fuhr ich auf Volldampf Richtung Spot. Der Fisch hing im Kraut, im nächsten Augenblick schneppste mir meine Montage entgegen,-ohne Haken- die dicke Mono ist gerissen!!! Noch nichts realisierend fuhr mir ein französischer Raubfischangler mit seinem Kahn entgegen der mich mürrisch auf mein unrespektables, egoistisches Verhalten hinwies hier den halben See abzuspannen.
Eine Flut aus negativen Gefühlen prasselte auf mich ein und es fiel mir schwer meine eher entspannte Art beizubehalten. Ich verstand den Raubfischangler nur zu gut und brachte ihm dies auch verständnisvoll entgegen. Die Situation war dennoch allzu unpassend… schließlich hatte ich gerade einen Fisch wegen eines Schnurbruchs verloren und war mit den Gedanken noch ganz woanders. All dem nicht genug stellte ich kurz darauf fest das etwa 50 Meter neben meinem Marker ein zweiter schwimmt welcher nicht mir gehörte. Wo verdammt kommt der jetzt her!? Zwei andere Karpfenangler haben sich anscheinend spät am Abend in meine Nähe gesetzt und sich eventuell unwissentlich sehr nah an meinen Spot gedrängt.

Bloß Weg hier
Diese Flut aus negativen Ereignissen innerhalb kürzester Zeit brachten den Fischfang vor einigen Stunden zum erblassen und Ich packte auf direktem Weg meine Sachen, bloß weg hier!! Die Ankunft von Christoph ließ mich positiv nach vorne schauen. Der Verlust des Fisches flackerte im Laufe des Tages jedoch immer wieder in meinen Gedanken auf.

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