Organisatorisches Chaos am See
Als ich am 08.April den See an dem ich mich mit Kumpel Starki verabredetet hatte, etwas verspätet erreichte, ging es zuerst mal an die Organisation des Tackle’s und die Umstellung vom „Vanlifemodus“ zum Angelmodus ohne Auto in der Nähe
Gar nicht so einfach dies zu kombinieren, der Bus ist immer so eingerichtet um direkt aus dem Auto zu fischen. Nur durch das immer exakte verstauen des Tackle‘s kann ich mir etwas Raum zum Leben im Van schaffen. Soll es dann für mehrere Tage mit dem Boot an eine weiter entfernte Stelle gehen bedarf es einiges an Logistik um auf diese Fischerei umzustellen… das vergessen irgendwelcher Materialien steht dabei so gut wie immer auf dem Plan.

Endlich geht’s los!!
Als Ich am frühen Nachmittag endlich alles bewältigt hatte war auch der wartende und schon leicht genervte Starki froh das es endlich los gehen konnte. Das Wetter spielte an diesem Tag Gott Sei Dank mit und wir drehten mit den beladenen Booten eine kleine Location Runde um eventuell schon Fische in den flachen Bereichen des Sees zu finden. Diesen gefallen taten uns die Fische leider nicht. Dennoch entschieden wir im flachsten Seeteil zu starten. Den Bereich habe ich am Anfang meiner Tour vor genau einem Monat schon mal befischt und konnte dort auch meine ersten Fische 2019 fangen konnte.
Diesmal konzentrierten wir uns vorrangig auf die Uferregion und konnten die Ruten zum Teil mit dem Aquascope auslegen. Ich liebe diese Angelei und habe in den klaren Baggerseen meiner Heimat sehr häufig auf diese Art die Spots gesucht und die Ruten gelegt. Hier in Frankreich blieb das Aquascope zumindest bei meiner Tour im letzten Jahr in der Zeit von August – >Dezember fast immer unbenutzt.

Der Schlammplatz und das schlechte Wetter
Die Stelle für die wir uns entschieden war taktisch gut gewählt leider mangelte es uns hier stark an Komfort und wie schon bei meinem ersten Besuch vor einem Monat wurde es hier zu einer echt schlammigen Angelegenheit. Das Wasser war durch die Regenfälle der letzten Wochen noch etwas angestiegen und hat das Höchstniveau erreicht. Dieser Umstand trug dazu bei das der Boden unter uns aufgeweicht war und das Wasser- umso mehr man herum lief von unten durchsickerte. Wir realisierten schon kurz nach unserem Bezug dieses Platzes dass das Angeln hier keine wirkliche Zukunft hat und beschlossen kurz nach unserer Niederlassung an dieser „Stelle“ den nächsten „Move“ an eine andere Stelle oder einen anderen See.
Die Wettervorhersage für die kommende Woche war wiedermal alles anderes als „rosig“ und sagte noch mehr Wasser von oben bevor, das bedeutete noch mehr Schlamm von unten. Noch am ersten Abend suchte ich nach einer „Ausweichoption“ und damit der Flucht vorm schlechten Wetter. Leider sahen die Prognosen im ganzen Süden zu dieser Zeit ähnlich aus und wir mussten uns mit der Situation wohl oder übel anfreunden.

Doppellauf am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Nun gut… zwei Nächte wollten wir dem Schlammspot geben bevor wir die Stelle wechseln und wieder auf härteres Terrain umsteigen. Nach einer erfolglosen ersten Nacht und einem ruhigen nächsten Tag bekam ich am zweiten Morgen einen Biss auf einer Rute am anderen Ufer.
Dort wo die Büsche im Wasser standen, mit einem davor gelegenem Krautfeld und die Fische schon am Vortag mein Futter weggefressen haben, prognostizierte ich schon am Vorabend einen Biss. Kurz nachdem ich mit krummer Rute im Schlamm stehend den Fisch davon abhielt ins Geäst zu schwimmen, meldete sich eine meiner anderen Rute mit einem sanft anlaufenden Run, mein Kumpel Starki war direkt zur Stelle und wir konnten nach 2 erfolglosen Nächten innerhalb von 10 Minuten 2 schöne Schuppi‘s auf die Matte legen.
Immer wieder verrückt und unerklärlich… da sitzt man knapp 2 Tage Aktionslos herum und dann sowas. An dem Versuch solche Geschehnisse plausibel zu erklären, scheitert man meist. Genau das unerklärliche und unvorhersehbare macht den Reiz an diesem Hobby aus und lässt es erst so richtig spannend werden…daher sollte man gar nicht erst versuchen alles zu verstehen denn das würde den ganzen Prozess sehr langweilig werden lassen…
Nach unseren ersten Doppelfotos in unserer schon langen gemeinsamen Angelkarriere ließen wir die beiden Brüder wieder schwimmen und planten trotz dieser Aktionen den Platzwechsel durchzuziehen.

Der „Regenmove“
Der einsetzende Regen machte das Moven nicht unbedingt zu der angenehmsten Sache aber da das ganze Gerät nicht wieder ins Auto verstaut werden musste und mein Tackle mittlerweile fast komplett auf Wasserdichtigkeit ausgelegt ist, macht es auch solche Wetterbedingungen zu einer erträglichen Sache.

Die neue Stelle war deutlich komfortabler und stimmte uns positiv für die kommenden Tage. Eine große Fläche die wir gut mit 8 Ruten beangeln konnten, ein paar springende Fische in diesem Areal die sich schon kurz nach unserer Ankunft zeigten und etwas mehr Raum sich frei zu bewegen waren Grund genug um optimistisch zu sein.
Der Wind und seine Tücken….
Im Laufe des Tages- zum Glück waren die Ruten schon gelegt, nahm der Wind immer mehr zu. In der Nacht war er so stark das ich mir gut überlegte meine Rute auf der anderen Uferseite zu kontrollieren, die sich mit einigen Piepsern immer mal wieder meldete.
Irgendwann in der zweiten Nachthälfte- als der Wind auf ein erträgliches Maß abgenommen hatte und die Rute immer noch keine Ruhe gab, fuhr ich mit dem Boot raus und holte am Ende nur eine aufgeraute Schlagschnur nach oben die irgendwo am Grund fest hing…
Verdammte Sch….
Auch mein Kumpel Sebastian hatte einige solcher doch eher als störend zu bezeichnenden Piepser. Nach dem aufstehen, als sich der Wind gelegt hatte entschied auch er sichfür das kontrollieren der Rute, der Swinger hing irgendwie auch schon verdächtig tief… Kurze Zeit später sah ich meinen Freund drillend im Freiwasser. Der Fisch ist unter dem hohen Schnurdruck mit kaum wahrnehmbarer Aktion an der Rute viele Meter in unsere Richtung geschwommen und zog vermutlich über mehrere Stunden im tiefen Wasser seine Bahnen ohne sich abzuhaken. Ein wunderschöner Spiegler landete im Kescher und gab uns allen Grund zur Freude.

Wir bleiben Sesshaft
Aufgrund zwei weiterer Aktionen bei Starki und meiner Unlust den Platz erneut zu wechseln um noch ein anderes Gewässer anzufahren verbrachten wir die restliche Woche an diesem See. Leider hatte ich an diesem schönen Platz keinen Erfolg und trotz immer wieder leer gefressener Futterplätze die ich mit dem Aquascope vorfand konnte Ich keinen Fisch überlisten.

Nachdem wir am Ende der Woche endlich mal wieder Sonne sahen und diese voll auskosteten verbrachten wir ein paar entspannte restliche Tage bis zur Abreise meines Freundes. Die lange Anreise hat sich für ihn aufjedenfall gelohnt und ich war umso glücklicher das er mit einem guten Gefühl die Heimreise antreten konnte.


Ich setzte mich bisher immer ein wenig unter Druck, wenn mich ein Besuch erwartete. Automatisch nimmt man als „Dauerreisender“ die Rolle des „Guides“ ein und es wird eine gewisse Erwartungshaltung an den Tag gelegt. Meine Besuche aus der Heimat hatten bisher wenig bis keine Auslandserfahrungen und da ich die ganze Zeit durch den Süden toure wird eine höhere Erfolgsquote vorausgesetzt. Für mich absolut verständlich und sicher auch ein wenig gerechtfertigt da ich die aktuellen Bedingungen meist genauer im Auge habe und die Session etwas besser darauf auslegen kann. Dennoch ist und bleibt das Angeln nicht immer Vorhersehbar und eine Portion Glück gehört so gut wie immer dazu. Umso zufriedener bin ich dann, wenn meine Freunde die Tour noch lange mit einem positiven Gefühl in Erinnerung behalten.
Nachdem Ich mich von Starki verabschiedet hab und er sich auf die Heimreise machte, fuhr ich erst mal zu meinem französischen Freund Sebastien. Mittlerweile ist sein Zuhause für mich wie eine kleine „Base“ geworden und ich bin unheimlich dankbar dafür diesen Luxus nutzen zu können. Egal ob ich ein Problem habe, ich eine Lieferung aus Deutschland erwarte oder mich einfach mal duschen muss, Ich bin immer Willkommen.
…Für mich ist das einfahren in diese Region immer ein bisschen wie Nachhause kommen…

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