Nachdem Ich fertig eingepackt hatte , fuhr ich erst mal auf einen Schnack zu den beiden deutschen Jungs Stefan und Wolfgang, ein paar hundert Meter weiter am See. Dort angekommen hatten die Jungs gerade ordentlich mit dem Wind und der Sicherung ihrer Materialien zu kämpfen. Man kann schon sagen es war leichtes Chaos ausgebrochen da sie, im Gegensatz zu mir nicht nur Wind sondern auch regelmäßige Fischaktionen hatten.

Nach bestimmt zwei Stunden geselligem Miteinander viel es gar nicht so einfach, mich vom gemütlichen Gästestuhl aufzuraffen. Noch völlig planlos welches Ziel ich als nächstes ansteuern wollte entschied ich mich zu aller erst fürs Einkaufen und Tanken. Da ich gerade kein Datenvolumen mehr hatte, gestaltete sich die Navigation zur nächsten Tank und Einkaufsmöglichkeit etwas schwierig. So fuhr ich erst mal in die falsche Richtung um dann im Dorf zu bemerken das dort von jeglichen Dienstleistungen jede Spur fehlte. Also umgedreht und in die nächst größere, ausgeschilderte Stadt gefahren. Das zeigte mir mal wieder wie abhängig man doch vom Internet ist, gerade wenn es immer noch an der Sprache hapert um zum Beispiel einfach nur nach dem Weg zu fragen. Einige Wörter, ja sogar Sätze wenn’s ums angeln geht, saßen ja mittlerweile schon

Als ich die Essens Vorräte und den Tank aufgefüllt hatte, ging es zurück zum See, dabei musste ich feststellen das ich ganz schön in Zeitverzug gekommen bin, es war viertel 5 und um 6 wurde es derzeit schon dunkel ,dank der Zeitumstellung eine Woche zuvor…
Aufjedenfall wollte ich am selben See bleiben, dazu hatte ich mich entschieden als ich bei den Jungs saß. Meine Rechnung habe ich ja nun immer noch nicht beglichen , im Gegenteil die 5 Nächte Blank haben diese noch vergrößert !

Ich fuhr im Eilverfahren einige Stellen an die ich mit dem Auto erreichen konnte, zum Glück kannte ich mich nun schon etwas am See aus und musste nicht noch ewig herum suchen. Die Entscheidung viel gar nicht so einfach, eine neue Stelle ist immer auch wie ein Neuanfang , die Karten werden neu gemischt und die Wahl sollte natürlich immer logisch getroffen werden. Dabei versuche ich mich von so vielen Faktoren wie möglich leiten zu lassen in diesem Fall war es das Wetter und dessen Vorhersage für die kommenden Tage. Außerdem wollte ich bei den aktuellen Windstärken nicht unbedingt mit dem Boot übersetzen, suchte also nach einer Stelle die halbwegs mit dem Auto erreichbar war, durch die starken Regenfälle in der letzten Zeit, waren die Wege ordentlich aufgeweicht also musste ich auch diesen Faktor berücksichtigen. Die Zufahrten an Plätze die im Sommer noch ohne weiteres möglich waren konnten derzeit höchstens mit einem Allrad befahren werden.
Nach einer kompletten Seeumrundung und mal leichter Schwerfälligkeit meinerseits, mich für einen guten Platz zu entscheiden fuhr ich kurzer Hand die Stelle an, die mich bei meinem letzten Besuch am See so gefrustet hat, quasi dort wo alles begann.( Wer diese Story noch nicht gelesen hat kann dies jetzt noch Nachholen : Der Holzsee)

Diesmal hatte ich das Wissen der vergangenen Session, in der einiges schief lief, dazu gewonnen. Mit diesen Erfahrungen konnte ich eine neue Strategie entwickeln die Fische im Falle eines Bisses „sicher“ zu landen. Im dunkeln legte ich vorerst 3 Ruten an Spots die mir noch bekannt vom späten Sommer waren, ob diese jetzt noch produktiv sind galt es heraus zu finden. Ich machte keine Spiränzchen sondern wählte einfach nur 3 Spots in einer Reihe liegend und auf ungefähr gleicher Tiefe vor den Bäumen . Dabei angelte ich wieder mit meiner geliebten Steinmontage um dafür zu Sorgen das der Fisch nach dem Biss möglichst schnell zur Oberfläche kommt und sich frei drillen lässt .

Außerdem bin ich kein Freund davon Unmengen von Blei in den See zu schmeißen , für mich ist das pure Geld Verbrennung und war für mich noch nie nachvollziehbar, wenn ich darüber nachdenke wieviel Blei ich für meine Reise benötigt hätte und wie viel mich diese auch noch gekostet hätten, wird mir schlecht.

Die erste Nacht verlief ruhig , jedoch konnte ich in meinem Bereich seit längerem mal wieder einen springenden Karpfen vernehmen . Das sagte mir das ich hier nicht ganz falsch sitze. Dennoch war meine Anspannung und Fischgier zu der Zeit sehr hoch.
Endlich, gerade mein Mittagessen verspeist, meldete sich eine Rute mit ein paar Piepsern, mehr ging hier auch nicht, da der Fisch voll in die geschlossene Bremse läuft. Eine extrem schnelle Reaktion war da zwingend erforderlich und ließ mich die kommenden Nächte nur im Halbschlaf verbringen… Nach dem aufnehmen der Rute ging ich direkt etwa 10 Meter mit der Rute zum Himmel gerichtet, nach hinten . Dies klappte ziemlich gut und erwies sich auch in der Zukunft als gute Technik…Der Fisch drehte nach kurzer Gegenwehr nach links ab, damit hatte ich so gut wie gewonnen, das Ergebnis war ein schöner Spiegler. Meine Freude, nach den erfolglosen letzten tagen war riesig

Man darf dem Fisch bei dieser Hindernis Angellei die erste Flucht nicht ermöglichen, muss jedoch auf Freiraum links und rechts vom Spot acht geben und für etwas Puffer sorgen. Meine Erfahrungen zeigten umso näher der Spot desto schwieriger wird es den Fisch zu halten und ihn nicht durch ausschlitzen zu verlieren, der Grund hierfür ist der direkte Druck der bei kurzer Distanz noch höher wird und die oftmals mangelnde Dehnung!!
..Eine sehr rabiate Angelei aber in dieser Situation nicht anders möglich. An diesem Tag fing es richtig an zu laufen und ich bekam noch 3 weitere Bisse.


Die folgende Nacht verlief außer einiger Weißfisch aktionen und einem Fehlbiss am Morgen, ruhig . Im Laufe des nächsten Tages konnte ich noch zwei Fische fangen einer davon stellt wohl einen meiner schönsten Fische in meinem bisherigen Anglerleben dar…

Auch in der 2. Nacht blieb es ruhig und der darauf folgenden Tag brachte auch keine Aktion mehr… Merkwürdig so richtig konnte ich mir diesen rasanten Rückgang der Biss Frequenz nicht erklären. Ob der stark ansteigende Luftdruck der letzten Tage dafür verantwortlich war, haben die Fische durch die Aktionen, einfach schon von meinen Stellen Abstand genommen oder fressen sie nun vorsichtiger?! Solche Fragen gingen mir dabei im Kopf rum, leider konnte ich diese nicht oder nur schwer beantworten, das ist halt angeln…
In der 3. Nacht bekam ich einen Anbiss auf meiner bisher einzigen Aktionslosen Rute. Der Fisch drehte, wie bis dahin alle anderen Fische, vor den Bäumen ab schwamm mir dabei aber in die Schnur einer anderen Rute , wurde aber zu keinem größeren Problem, dank der steinlosen Montage war der Fisch schon an der Oberfläche, kein kleiner Fisch…,im nächsten Augenblick hing mein Haken in meiner einkassierten Schnur und nicht mehr im Fischmaul.. ich brauchte etwas um zu realisieren … Fuck!!! Ausgestiegen. Ich redete noch eine Weile mit mir selbst und wollte diesen Verlust nicht wirklich wahrhaben. So nah vorm Ufer und mit dem Wissen das es kein kleiner Fisch war, war das hartes Brot. Ich legte die 2 Ruten neu und versuchte noch ein wenig zu schlafen.

Am 4. Tag war es Zeit diese Stelle zu verlassen ,nicht unbedingt weil ich dies wollte sondern eher weil mich das kommende Wetter dazu aufforderte. Ich bin den Weg zu meiner Stelle schon mit dem unguten Gefühl herunter gefahren ,diesen nicht mehr hochzukommen. Die nasse Wiese die bei den vorherrschenden Temperaturen nur noch schlecht abtrocknete bereitete mir etwas sorge,auch ein Bauer der am vor Tag mit seinem Traktor bei mir anhielt, gab mir zu verstehen das ich den Weg zur Straße nicht mehr hochkommen werde. Da an diesem Tag das letzte mal für die kommenden Tage, etwas Sonne angesagt war, hoffte ich das diese meinen weg etwas antrocknete.

Zwar war der Weg noch ziemlich durchnässt, dennoch konnte ich mich mit ausgeschaltetem ASR und dank meines groben Reifenprofils gerade so den Weg hochwühlen.

Als ich wieder asphaltierte Straße unter den Rädern hatte, wollte ich als erstes Stefan und Wolfgang einen Besuch abstatten, mit denen ich weiterhin in Kontakt stand. Sie teilten mir auch mit das gerade ihr Kumpel Achim Schlüßel am See angelt. Also entschied ich mich kurzer Hand mal bei ihm vorbei zu schauen um mir mal ein Bild von einem langjährigen Frankreich erfahrenen zu machen, sowieso lerne ich mittlerweile gern neue Angler und ihre individuelle Angelei kennen. Wenn dann schon mal die Möglichkeit besteht einen Angler kennen zu lernen, dessen Buch ich auch noch Zuhause im Schrank stehen hab, lasse ich es mir nicht nehmen mir mal meine persönliche Meinung vom Autor zu bilden.

Dort habe ich mich dann bei einer Flasche gutem Wein so fest gequatscht, das es für einen Besuch bei den beiden anderen Jungs schon zu spät war. Im dunkeln suchte ich mir einen naheliegenden Schlafplatz mit dem Auto direkt am See, zum fahren fühlte ich mich nicht mehr wirklich im Stande und machte auch keinen Sinn da ich noch keinen Plan hatte welches Ziel ich als nächstes ansteuern wollte.
Als ich im Bulli lag, bekam ich noch eine Einladung per Whats App von Stefan und Wolfgang zum gemeinsamen grillen am nächsten Abend. Diese Einladung konnte ich natürlich nicht ablehnen und da mich nix trieb freute ich mich auf den Abend in Gesellschaft. Nachdem ich am Morgen aus dem Auto schlüpfte konnte ich mich erst einmal im hellen von dieser schönen Aussicht überzeugen die mir dieser Schlafplatz bot, von hier konnte ich die Schneebedeckten Pyrenäen in der ferne bestaunen.

Nachdem ich ein paar Fotos geknipst habe und einen Kaffee getrunken habe fuhr ich schon mal zu den beiden Jungs um mit Stefan gemeinsam etwas ess und trinkbares für den Abend einzukaufen. Dabei wurden von Stefan keine Kosten und Mühen gescheut. Danke also auch hier nochmal an euch, Stefan und Wolfgang für eure Großzügigkeit.
In meinem Falle habe ich in der letzten Zeit meiner Reise eher sparsam gelebt. Alkohol habe ich mir nicht ein einziges Mal selber gekauft und auch auf Fleisch habe ich größtenteils verzichtet. Vorrangig aus finanziellen Gründen, da dies alles Dinge sind auf die man gut und gerne verzichten kann und dennoch konnte ich mich in meinen Augen gut, gesund und Sport gerecht ernähren ohne das ich jemals das Gefühl hatte, dass mir etwas fehlt.
Umso mehr freue ich mich natürlich über eine solche Abwechslung wie an diesem Abend einfach mal ein gutes Stück Fleisch sowie ein leckeres Getränk zu zelebrieren. Dadurch lernte ich ein Stück weit mehr solche kleinen Dinge wieder mehr zu schätzen.
Über den Tag den ich bei Stefan und Wolfgang verbrachte, fiel es mir schwer die Zeit am See zu verbringen ohne dabei zu angeln. Recht schnell war für mich noch eine Stelle gefunden um dort wenigstens 2 Eisen im Feuer zu haben und nicht ganz inaktiv am See zu sitzen. Aus dem Grillabend wurden dann mal eben zwei gemeinsame Nächte fischen. Leider ohne Fisch für mich, dies stand in dieser Zeit aber auch nicht wirklich im Vordergrund.
Zumindest konnte Wolfgang einen kleinen aber sehr hübschen Spiegler fangen an dem wir uns zusammen erfreuen konnten.

Nach den 2 gemeinsamen Angeltagen hatte ich jedoch wieder soviel Motivation getankt um für die folgenden 5 Nächte allein an einen anderen See zu fahren den ich schon mehrfach während meiner Tour beangeln wollte, diesen jedoch immer wieder wegen zu vieler Angler verlassen habe. Da die Angler zu der Jahreszeit auch im Süden Frankreichs schon deutlich weniger wurden, war ich optimistisch diesmal etwas mehr Ruhe am See vorzufinden.
Also schauen wir mal wie es aussieht ….
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